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Alles kann die Wissenschaft aber noch nicht erklären; die Grundprinzipien sind vielleicht klar, aber nicht die Details und Nuancen. Manchmal müssen wir die Welt, um sie zu verstehen, nicht nur in ihre Einzelteile zerlegen, sondern sie auch wieder zusammensetzen. Formen und Effekte gehen aus dem Zusammenspiel von Komponenten auf eine Weise hervor, auf die man nie kommen würde, wenn man sie einzeln betrachtet. Das Auftauchen einer neuen Form, eine spontane Kreativität der Natur, ist weder Mystizismus noch Anthropomorphismus. Die Welt bringt mit einfachen Prinzipien Vielfältigkeit, Opulenz und Abundanz hervor. 

Trotz der unbändigen Kraft der Natur unterliegt diese auch einer großen Fragilität. Jedes noch so perfekte System ist unter negativen Einflüssen und Umständen störanfällig, jede Harmonie mit unangemessenen Dissonanzen aus dem Gleichgewicht zu bringen. 

Deshalb ist es äußert wichtig und überlebensnotwendig, dass wir Menschen die Verantwortung übernehmen, in der Zeit, in der wir diese Welt betreten bis wir sie wieder verlassen werden. In der Zeit, in der wir sie nutzen, benutzen, ausbeuten, mißhandeln, verändern, versklaven, vernichten, aber auch lieben, bewundern, schätzen - die Welt, die uns hervorbringt, uns am Leben erhält, schützt und uns eine Heimat gibt. Es liegt in der Verantwortung eines jeden Einzelnen wie er mit diesem Schatz, der elementaren Grundlage seines Lebens, umgeht. Ob er die Welt mißbraucht für die Befriedigung seiner persönlichen Bedürfnisse, dem Streben nach Macht und Überlegenheit, der Sucht nach Anerkennung und Bewunderung durch immer extremere und gefährlichere Herausforderungen alle Naturgesetze mißachtend, die Natur besiegen zu wollen oder durch rücksichtslose, skrupellose und irresponsible Profitmaximierung nur kläglich persönliche Annehmlichkeiten und nutzlose Habseligkeiten zu mehren, oder ob der Mensch in der Lage ist, die größeren Dimensionen zu erkennen, die intellektuellen Herausforderungen zu meistern und damit unsere Welt für die nächsten Generationen zu bewahren, zu beschützen und lebens- und würdevoll zu gestalten. 

Selbstverständlich wird dabei der Kunst eine besondere Verantwortung zu Teil, da sie mit ihren Mitteln und Möglichkeiten den Menschen einen außergewöhnlichen Blickwinkel auf die Probleme eröffnet und ihn in einem auffallenden und individuellen Maße dafür sensibilisiert, eine Irreversibilität der bereits entstandenen oder noch sich entwickelnden Schäden zu vermeiden.

©uwe piller 2019